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Es wird eng auf dem Zürcher Lifestyle- und Budget-Hotelmarkt. Nach Ruby, Motel-One, 25hours und diversen Accor-Brands kommt jetzt auch die holländische Budget-Marke CitizenM an die Limmat. An bester Lage, am Talacker 42 – nur etwa 300 Meter vom Paradeplatz entfernt – eröffnet CitizenM 2019 ein 160-Zimmer-Haus. Damit nicht genug: Hyatt, Marriott, NH Hotels und Accor haben weitere Lifestyle- und Budget-Hotelkonzepte in der Pipeline. Diese sollen in Zukunft auch in Zürich lanciert werden.
Keine Frage, der Zürcher Hotelmarkt gerät immer mehr unter Druck. Noch mehr neue Hotelbetten – und das bei stagnierender oder nur leicht steigender Nachfrage.
Haben wir in Zürich schon bald „Berliner Verhältnisse“? Nach dem Mauerfall 1989 und der „Wende“ Anfang der 90er-Jahre erlebte Berlin einen wahren Hotel-Boom. Fast alle Hotelketten dieser Welt drängten in die deutsche Hauptstadt und eröffneten an fast jeder Ecke Hotels. Man wollte unbedingt in Berlin präsent sein – egal, zu welchem Preis. Und was waren die Folgen des Hotel-Booms? Bei stagnierender Nachfrage entstanden immer mehr Hotelbetten. Fazit: Überkapazitäten und ein ruinöser Preiskampf. Schön für die Konsumenten: Wer am Wochenende nach Berlin fliegt, übernachtet im luxuriösen Ritz-Carlton oder im Waldorf-Astoria für 120 Euro (Zimmerpreis mit Frühstück). Viele Einzelhotels in Berlin schreiben rote Zahlen, einige können knapp überleben. Die internationalen Hotelketten setzen auf knallhartes Yield Management, zudem profitieren sie von ihren weltweiten Netzwerken.
Was können Zürcher Privat- und Einzelhotels gegen den sich anbahnenden Preiskampf tun? Die Preise anpassen, beziehungsweise senken? Das wäre langfristig tödlich. Wer als Privathotel in die Preisspirale gerät, hat schon verloren. Es gibt eigentlich nur ein Rezept. Und das heisst Positionierung. Privathotels können nur überleben und Erfolg haben, wenn sie sich deutlich von ihren Mitbewerbern differenzieren. Freundliche Mitarbeitende und Qualität reichen nicht (mehr). Einzigartig müssen Hotels sein! Eine Studie der Cornell University (USA) kommt zum Schluss: Bei klar positionierten Hotels nimmt die Preissensibilität beim Gast markant ab. Mit andern Worten: Klar positionierte Hotels verkaufen nicht Betten oder Zimmer mit Frühstück, sondern Geschichten, einzigartige Erlebnisse und Dienstleistungen. Und vor allem: Sie verkaufen sich nicht primär über den Preis!
Leider kenne ich nicht wenige Privathotels in der Stadt und Region Zürich, die weit von einer klaren Positionierung entfernt sind. Sie haben wenig oder gar kein Profil, sind austauschbar, generieren 60 bis 70 Prozent ihrer Buchungen über Booking & Co. – und da geht es vor allem um den „besten Preis“. Es ist höchste Zeit, dass sich einige Zürcher Hoteliers Gedanken über ihre Zukunft machen. Motto: Wie schaffe ich ein einzigartiges Hotel? Wie schaffe ich exklusive Angebote und Dienstleistungen, welche die Kettenhotels nicht bieten (können)?
PS: Haben Sie gewusst, dass zwei Drittel aller Schweizer Hotels vor allem Grundleistungen des Gastgewerbes (Kost & Logis) anbieten und demzufolge völlig austauschbar sind? Genau über dieses brisante Thema diskutieren wir am 26. Juni 2018 im Hotel Schweizerhof in Luzern, wo ein weiterer Club-Event von Hotelinsider.ch stattfindet. Thema: Wie sieht die Zukunft der Schweizer Privathotellerie aus? Positionierung als Erfolgsprinzip?
Hans R. Amrein
Publizist & Hotelinsider