Christoph Hoffmann führt als CEO und Mitbegründer eine der erfolgreichsten Lifestyle-Hotelgruppen Europas. In der Schweiz betreibt «25hours» zwei Häuser in Zürich. Im Gespräch mit AHGZ-Chefredaktor Rolf Westermann äussert sich Hoffmann über Chancen und Herausforderungen nach der Corona-Krise. Das Gespräch fand Ende Juni statt.
Interview: Rolf Westermann
Christoph Hoffmann, langsam fahren die Hotels wieder hoch. Wie sieht es bei 25hours aus? Gibt es überall einen Restart oder bleiben Häuser geschlossen?
Die meisten unserer Häuser waren durchgehend offen. Wir haben nur an den Standorten, wo wir mehr als ein Haus haben, auf Grund der Nachfrage jeweils eines geschlossen (Frankfurt, Hamburg, Zürich). Die drei Häuser lassen wir auch erstmal noch zu, bis wir ein besseres Verständnis für den Pick-up haben. Da der Hochsommer jetzt nicht unsere beste Jahreszeit ist, kann es schon sein, dass das bis September so bleibt.
25hours profitiert normalerweise von internationalen Reisenden und insbesondere an den Messestandorten wie Düsseldorf, Zürich und Köln von Grossveranstaltungen. Wie muss sich das Geschäftsmodell verändern?
Da wage ich noch keine Prognose. Tatsächlich sind wir am einen oder anderen Standort stark von Messen abhängig. Im besten Fall gibt es einen Shift in den Leisure-Bereich. Sie sehen, ich bleibe optimistisch.
Wird es die Grossstadtnomaden als Zielgruppe weiterhin geben?
Klares ja! Man wird allerdings bewusster reisen – ein Trend, der aber schon vor dieser Krise da war. Ich glaube sogar, dass ein paar Tourismus-Destinationen eine neue Blüte erleben können. Wenn in Berlin, Wien oder Paris erstmal die asiatischen oder amerikanischen Gruppen wegbleiben, sind diese Destinationen plötzlich für gewisse europäische Zielgruppen wieder spannender. Das wird auch das Angebot verändern.
Im Gastgewerbe sind in den vergangenen Jahren die einzelnen Bereiche immer mehr zusammengewachsen: Food, Hotellerie, Socialising, Reisen. Die Corona-Krise greift gerade diese Eckpfeiler an. Was bedeutet das für unsere Branche?
Ich bin Hotellier, kein Wahrsager! Im Ernst: Es ist mir zu früh, solche Diagnosen zu stellen. Ich bin auch nicht vollumfänglich überzeugt, dass alles wieder gut wird. Von frühzeitigem Aktivismus halte ich allerdings auch nicht viel. Man vergisst manchmal, dass wir in der westlichen Welt einfach keine Erfahrung haben mit Epidemien. In anderen Teilen der Welt hat man bereits gelernt, damit zu leben oder ist darauf vorbereitet. Unsere Branche bricht nicht zusammen, aber wir werden in Zukunft vorsichtiger und bestenfalls vorbereiteter sein.
Derzeit gibt es einige Zukunftsvisionen, die besagen, dass wir nach Überwindung der Krise in einer besseren Welt landen werden, in der ökologische und menschliche Belange mehr Gewicht haben. Was halten Sie davon?
Wenn ich gerade sehe, wie mit Einweg-Handschuhen und Wegwerf-Masken umgegangen wird, habe ich nicht den Eindruck, dass Ökologie gerade «top of mind» ist. Allerdings ist und bleibt Nachhaltigkeit der bleibende Gross-Trend, da bin ich überzeugt. Bei 25hours haben wir die letzten zwei Monate dazu genutzt, das Unternehmen Plastik-frei zu machen.
Was bedeute die Zusammenarbeit mit dem Hotelgiganten Accor in dieser Krisen-Zeit?
Wie bei uns in der kleinen Company stand auch beim Giganten Accor eigentlich die Welt weitgehend still. Jetzt, wo die Branche wieder aktiv wird, sind wir froh, dass wir ohne weiteres auf Hygienekonzepte und vor allem die Vertriebsstruktur von Accor zurückgreifen können.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf die geplanten Eröffnungen in Florenz und Dubai im Herbst dieses Jahres und auf Kopenhagen 2021?
Das verschiebt sich leider alles um ein paar Monate. In Florenz läuft gerade die Baustelle wieder an. Wir gehen davon aus, dass wir eine Eröffnung noch in diesem Sommer schaffen, haben aber noch nichts Offizielles. Unser Projekt in Dubai wurde um ein ganzes Jahr verschoben.
Wie lautet Ihre vorläufige Bilanz der Corona-Krise?
Die wirtschaftliche Rechnung werden wir Ende Jahr machen. Mal sehen. Meine persönliche Bilanz: Ich bin froh, wenn ich so etwas in dem Umfang nicht nochmal erleben muss.
Wer ist Christoph Hoffmann?
Geboren: 1965 in Neunkirchen/Saarland
Ausbildung: Reiseverkehrskaufmann, Hotelmanagement-Studium am Glion Institute of Higher Education in der Schweiz.
Stationen: Kempinski Hotels, Bürgenstock Hotels, Hotel Lous C. Jacob (Sales-, Marketing- und PR, Stellvertreter des Hotelchefs).
Aktuelle Position: CEO 25hours Hotel Company (seit 2005).
25hours Hotel Company: Gegründet: 2005 von Christoph Hoffmann, Kai Hollmann, Ardi Goldman und Stephan Gerhard. Derzeit 13 Hotels im deutschsprachigen Raum sowie in Paris. Hotel-Philosophie: Individualität, Authentizität und Persönlichkeit. Motto: „Kennst du eins, kennst du keins“. Eigentümer: Accor Hotels ist mit 50 Prozent an der Hotelgruppe beteiligt, die andere Hälfte gehört den Gründern.
Quelle (Copyright) und Autor: AHGZ, Rolf Westermann (Chefredaktor und Autor), 2020.