Lange hegte Cäsar Ritz den Traum, seine Ideen und Visionen in Paris in einem eigenen Musterhotel zu verwirklichen. Hier wurde umgesetzt, was man «Ritz-Philosophie» nennt: Bis ins letzte Detail geplante, raffinierte Architektur, uneingeschränktes Eingehen auf jeden Wunsch des Gastes, Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen und Trends, Luxus und ideenreiche Meisterküche.

 

Die Geschichte von Cäsar Ritz

Cäsar Ritz wurde 1850 als dreizehntes Kind des Niederwaldner Gemeindepräsidenten Johann-Anton Ritz und seiner Frau Kreszentia geboren. Im Sommer hütete er die Ziegen, im Winter ging er zur Schule. Nach der Grundschule besuchte er das Kollegium in Sion, wo er etwas Französisch lernte. Nach drei Jahren nahm ihn sein Vater wegen Faulheit aus der Schule und liess ihn als Kaffeekellner im „Hotel Couronne et Poste“ in Brig arbeiten. Sein Patron eröffnete ihm jedoch nach einem Jahr, er werde es in diesem Gewerbe zu nichts bringen. „Aus dir wird nie etwas in der Hotellerie. Dafür braucht es eine gewisse Begabung und ein besonderes Flair. Das geht dir vollkommen ab!“

Der Siebzehnjährige reiste nach Paris, wo eben die Weltausstellung eröffnet worden war. Im „Hôtel de la Fidélité“ arbeitete er zuerst als Schuhputzer, dann als Träger und schliesslich als Zimmerkellner. Wegen einer Liebschaft, angeblich mit einer russischen Baronin, wurde Ritz davongejagt. Daraufhin bewarb er sich im Erstklasshotel „Le Voisin“ um eine Lehrstelle, wo der nunmehr Zwanzigjährige das Metier von Grund auf kennenlernte. Zudem kam er mit vielen berühmten Persönlichkeiten aus der feinen Welt in Kontakt.

 

Wien, Nizza, Luzern…

1873, mit 23 Jahren, zog Cäsar Ritz nach Wien, wo er im französischen Restaurant „Les Trois Frères Provençaux“ mit zahlreichen gekrönten Häuptern zu tun hatte. Dann arbeitete er für das „Grand Hôtel“ in Nizza, später für das „Rigi-Kulm Hotel“. Hier lernte er den Bauherrn Maximilian Von Pfyffer kennen, der ihm die Leitung des Grandhotels „National“ in Luzern übergab. Zusammen mit Von Pfyffer und Auguste Escoffier führte Ritz das Hotel zwischen 1878 und 1890 so erfolgreich, dass Gäste aus ganz Europa kamen.

Da das „National“ im Winter geschlossen war, leitete Ritz in den Wintermonaten anfänglich Hotels in Cannes, Menton, Nizza und Biarritz. Später kamen andere dazu; zeitweise führte Ritz zehn Hotels gleichzeitig. 1888 erwarb er das Hotel-Restaurant „Maison de la Conversation“ in Baden-Baden, wo die anwesende Prominenz seinen Namen weiter bekannt machte.

 

Er lieh seinen Namen zahlreichen Hotels…

Mit 38 Jahren heiratete er 1888 die gebürtige Elsässerin Marie-Louise Beck. Das Paar hatte zwei Söhne; René, der jüngere, der 1918 ein paar Monate vor seinem Vater an den Folgen eines Unfalles starb, und Charles, der nach dem Tod von Cäsar noch lange Jahre das Ritz präsidierte.

Bis 1893 war Ritz ständig unterwegs und reiste zwischen London, Cannes, Monte-Carlo, Aix-les-Bains, Rom, Biarritz und Frankfurt am Main hin und her. In London baute er das  „Carlton“ und das Savoy auf, in Rom das „Grand-Hotel“, in Frankfurt den Frankfurter Hof. Er lieh seinen Namen zahlreichen Hotels, beriet Hoteliers aus Europa und den USA als international anerkannter Fachmann. In dieser Zeit gründete er auch die „Gesellschaft zur Verbreitung der Hotellerie“, die weitere Hotels in Kairo, Madrid und Johannesburg plante.

 

Eröffnung des „Le Ritz“ in Paris

1898 baute Ritz an der Place Vendôme das Haus Nummer 15 in ein Hotel um und gab ihm seinen Namen. Die Leitung der Küche übertrug er Auguste Escoffier. Nach der prunkvollen Eröffnung des „Le Ritz“ folgten die Gründungen des Ritz London und Ritz Madrid.

1903 fand sein Arbeitsleben durch einen körperlichen Zusammenbruch ein jähes Ende. Danach litt Ritz an einer langjährigen tiefen Depression, aus der er sich bis zu seinem Tod 1918 nicht mehr erholte. Die Arbeit wurde von seiner Ehefrau Marie-Louise zusammen mit Sohn Charles Ritz weitergeführt.

Das Ritz Paris gehört heute dem Ägypter Mohamed Al Fayed (auch Besitzer des Warenhauses Harrods in London). Das Luxushaus wurde in den letzten drei Jahren für rund 140 Millionen Euro total saniert.

 

 


Cäsar Ritz, der Kreative

 

1874 reiste Cäsar Ritz an den Vierwaldstättersee in die Sommerresidenz «Hotel Rigi Kulm». Dort, sowie später im Hotel «National» in Luzern, verblüffte er mit kreativen, ausgefallenen Ideen Gäste und Personal immer wieder von Neuem: Er funktionierte kupferne Blumenkessel zu richtigen Heizkörpern um, als die Heizung ausstieg, er liess für eine Hochzeit am Ufer des Sees beleuchtete Fontänen aufspringen oder bewahrte das «Grand Hotel National» vor dem finanziellen Aus, indem er dessen Angestellte zu Höchstleistungen motivierte.

Nach dem Wirken in verschiedenen Restaurants und Hotels wurde Cäsar Ritz vom Direktor des Hotel «National» mit folgenden Worten wieder nach Luzern geholt: «Ich habe Sie nicht vergessen, Sie sind mein Mann. Mein schönes Haus steckt in Schwierigkeiten. Sie werden es retten.» Cäsar Ritz nahm die Chance einer grossen Zukunft wahr. Gemeinsam mit Auguste Escoffier gestaltete Cäsar Ritz das Hotel zum Gesamtkunstwerk in dessen Mittelpunkt immer der Gast stand.

Cäsar Ritz wusste Kritik positiv zu nutzen. Als er in London der Eröffnung des Hotels «Savoy» beiwohnte, bemerkte er in verschiedenen Bereichen fehlende Qualität. Kurz darauf schrieb der Hotelbetrieb rote Zahlen.

Ritz trat als Retter in letzter Not auf und verpflichtete sich zur Hälfte als Direktor des «Savoys», während er sich zur anderen Hälfte weiterhin den Betrieben in Baden-Baden und Cannes widmete.

Zusammen mit einer eingespielten Equipe entwickelte er im «Savoy» seine Philosophie weiter: Er legte grossen Wert auf die Einrichtung, schenkte dem Detail Aufmerksamkeit, kümmerte sich persönlich und individuell um die Gäste und organisierte aufwändige Feste. Das Hotel «Savoy» und Cäsar Ritz wurden damit zu Paradebeispielen, an denen man sich in Sachen Geschmack und Hotelierkunst orientierte.

Die Metropole Rom verlangte 1891 nach dem Hotel aller Hotels. Das «Grand Hotel» sollte nach den Ansätzen des bereits weltberühmten Hoteliers Cäsar Ritz gestaltet werden. Die Leitung dieses im Bau stehenden Hotels forderte alle Kräfte von Cäsar Ritz und drängte ihn zum Verkauf der Betriebe, in denen er die ersten Erfolge als selbstständiger Besitzer und Hotelier genoss: Das «Hotel Minerva», das «Restaurant de la Conversation» sowie das «Hôtel de Provence».
Cäsar Ritz schuf neue Werte für Hygiene und Beleuchtung: Als erstes Hotel der Welt erhielt jedes Zimmer des «Grand Hotel» ein Bad. Zusätzlich setzte er seine Idee der indirekten Beleuchtung um. Als diese just am Eröffnungstag ausstieg, war der Hotelier mit tausend Kerzen gerüstet und gestaltete den Anlass einmal mehr zum unvergesslichen Anlass. Und wiederum sprach die Welt über Cäsar Ritz‘ Kreativität und Genialität: «Cäsar erobert Rom» (Zitat: Medien, Rom).

 

Der reisende Hotelier und Experte

Zwischen 1890 und 1900 erreichte Cäsar Ritz als Fachmann der Hotellerie unbestreitbar die Höhe seines beruflichen Erfolges. Als erster Präsident der «Ritz Hotel Development Company» in London – ihr Ziel: der Bau von luxuriösen Hotels auf dem Kontinent und weltweit die Errichtung einer Hotelkette – entwarf Cäsar Ritz Pläne für derartige Betriebe in Kairo, Madrid und Johannisburg und verwirklichte gleichzeitig den Plan seines eigenen Hotels in Paris. Als Hotelier und Experte beaufsichtigte er zu dieser Zeit nicht weniger als acht Hotels mit 2000 Fremdenbetten. Der erste Erfolg der neuen Gesellschaft «Ritz Hotel Development Company» war der Kauf eines Grundstückes in der Londoner City für ein zweites «Ritz» – das «Carlton». 

 

 

Krankheit und Tod

Der Star der Hotellerie, der zeitweise zehn Hotels gleichzeitig zu führen wusste, hatte den Zenit seines Schaffens erreicht. Kurz darauf begann er unter Zusammenbrüchen und Depressionen zu leiden. Die Krankheit zwang ihn, die Aufgaben seiner Ehefrau Marie-Louise Ritz zu übergeben. Diese führte als eine der ersten Hoteldirektorinnen der Welt das Hotelimperium ihres Mannes fort.

Cäsar Ritz zog sich für die kommenden 16 Jahre in die Innerschweiz zurück. Eine leichte Besserung seines Gesundheitszustandes erlaubte ihm, noch einmal von Luzern aus zusammen mit seiner Frau ein letztes Mal in sein geliebtes Heimatdorf Niederwald zu reisen.

Cäsar Ritz hatte grosse Pläne für sein Heimatdörfchen Niederwald. Es sollte unter anderem elektrisches Licht erhalten, die Gassen und die Wege sollten sauber hergerichtet werden.
Für die jungen Lernenden wollte er eine Möglichkeit bieten, diesen eine Ausbildung zu ermöglichen, so dass sie später einmal die Welt erleben und bereisen könnten. Seine Idee sollte später durch die Ritz-Nachfahren in Form der «Cäsar Ritz Stiftung Niederwald» verwirklicht werden.

Am 23. Oktober 1918, im Alter von 68 Jahren, ging der Welt durch seinen einsamen Tod ein besonderer Mensch verloren, ein «König der Hoteliers und Hotelier der Könige». Einsam deshalb, weil seine Frau Marie-Louise Ritz wegen Einreiseschwierigkeiten nicht mehr rechtzeitig bei ihrem Mann sein konnte.

Marie-Louise Ritz musste mit dem Sarg ihres Mannes nach Paris zurück reisen, nur zwei Monate nach der Beerdigung ihres Sohnes Réne Ritz. Cäsar Ritz wurde neben seinem Sohn auf dem Pariser Friedhof «Père Lachaise» bestattet. Später wurden seine sterblichen Überreste in seinen Heimatort Niederwald überführt, von wo er sich einst als aufgeweckter, neugieriger Junge in die Ferne aufmachte.

Am Samstag dem 14. Januar 1961 traf ein Extrazug aus Paris im kleinen Bergdorf Niederwald ein. In einem kleinen Sarg die verstorbene Marie-Louise Ritz, in einem grösseren die exhumierten Leichen von Cäsar Ritz und seinem Sohn René Ritz. Die beiden Särge wurden im Geburtshaus von Cäsar Ritz, am obersten Dorfrand des Dörfchens, aufgebahrt. Bis am Montag hielt die Bevölkerung treue Totenwache und betete für den grossen Sohn und seine Familie. Am Montagmorgen wurden die beiden Särge auf dem Dorfplatz neben dem Ritz-Gedenkbrunnen aufgebahrt, Särge in hellem Eichenholz mit silbernen Beschlägen und Kruzifix. Am selben Tag brachte ein Extrazug die Trauergäste. An ihrer Spitze der erstgeborene Sohn des grossen Cäsar Ritz, der 70-jährige Charles Ritz, der damalige Besitzer des Hotel «Ritz» in Paris.

Die gesamte Bevölkerung von Niederwald nahm Anteil an der Beisetzung «ihres» Cäsar Ritz, den die älteren Einwohner alle noch persönlich kannten. Ebenfalls die ganze Weltpresse nahm am Begräbnis in Niederwald teil. Aber auch die jüngst verstorbene Witwe des Hotelkönigs, war in Niederwald jedem Kind bekannt, war sie doch jedes Jahr während einigen Tagen ins Geburtshaus der Familie Ritz gekommen.

In der kleinen Bergkirche aus dem Jahre 1666 konnte während der Messe die Orgel nicht einmal gespielt werden ­– die Infrarotheizung hatte das Netz so überlastet, dass alle Sicherungen durchgebrannt waren. Nicht weniger andachtsvoll wirkte der Dorfkirchenchor, der das Orgelspiel ersetzte.
Das schlichte Grab von Cäsar Ritz kann man in Niederwald besuchen, wo er an der Seite seiner Frau Marie-Louise Ritz und seines Sohnes Réne Ritz seine letzte Ruhe fand.

 

Das Erbe von Cäsar Ritz

Cäsar Ritz – was zurückbleibt, lebt weiter. Es sind nicht nur Erinnerungen an ein Hotelgenie, sondern auch an dessen Visionen und Ideen welche in Gastronomie und Hotellerie bis heute Einzug halten.
Cäsar Ritz hat gewusst, in welchem Ambiente sich ein Gast geborgen fühlt. Er hat das Wesentliche in der Hotellerie erkannt: Immer entscheidet die Gastfreundschaft über das Wohlbefinden des Gastes.

Die «Cäsar Ritz Stiftung Niederwald» wurde im Jahre 1929 von Marie-Louise Ritz, Gattin des Cäsar Ritz, im Sinne und Geiste von Cäsar Ritz gegründet. Das Stiftungskapital wurde von der Familie Ritz eingebracht. Monique Ritz, Schwiegertochter von Cäsar Ritz und letzte Vertreterin der Ritz-Dynastie, war Ehrenpräsidentin.
Es besteht folgender Stiftungszweck:

  • Unterstützung aller Jugendlichen von Niederwald in ihrer Ausbildung.
  • Sofern Mittel vorhanden Unterstützung der Jugendlichen im Goms in einer Gastronomie-Ausbildung.

Die «Cäsar Ritz Stiftung Niederwald» wird von einem Kuratorium mit drei Mitgliedern geleitet. Derzeit sind dies:

  • Beat Mutter, Präsident, Grafschaft
  • René Diezig, Mitglied, Bellwald
  • Dr. Peter Ritz, Mitglied, Kastanienbaum

 


Ritz-Theater zum 100. Todestag

 

Cäsar Ritz (1850 bis 1918), der Bergbauernsohn aus dem Goms, hat im 19. Jahrhundert ein neues Kapitel Hotelgeschichte geschrieben. Er hatte die Gabe und das Gespür zu erkennen, welches die wesentlichen Elemente der Gastfreundschaft sind und setzte diese gekonnt und konsequent ein.

Zum Gedenken an seinen 100. Todestag kommt Cäsar Ritz symbolisch zurück in sein Heimatdorf Niederwald. Rund 50 Mitwirkende vor und hinter den Kulissen erzählen sein Leben voller Emotionen und Schaffenskraft. Erwartet werden an die 3000 Zuschauerinnen und Zuschauer aus der gesamten Schweiz. Vor idyllischer und authentischer Kulisse erwartet sie ein Theater-Spektakel mit Licht, Musik und einheimischen Theaterleuten. Neben dem Freilichtspiel sind den ganzen Sommer und Herbst 2018 diverse Aktivitäten rund um das 100-Jahr Jubiläum Cäsar Ritz geplant.

Die Aufführungen finden auf dem Dorfplatz von Niederwald statt. Die Zuschauertribüne ist gedeckt. Der Ritz-Brunnen bildet den Dreh- und Angelpunkt. Vom Bahnhof Niederwald sind es wenige Schritte bis zum Freilichtspiel-Gelände.

Beginn der Aufführung:
21.00 Uhr

Spieldaten:
18. / 20. / 21. / 25. / 27. / 28. Juli 2018
1. / 3. / 4. / 8. / 10. / 11. August 2018